In unserem Haushalt hatten mein Mann und ich bislang eine klare Arbeits­teilung: Ich machte die Arbeit und er erklärte mir, warum das eigentlich gar nicht notwendig sei. Dies führte hin und wieder zu klei­ne­ren Un­stimmigkeiten. Zum Beispiel wenn ich – mit dem Staub­wedel be­waffnet – durch die Wohnung feudelte und mein Mann meinte, dies sei unnötiger Kräfteverzehr. Schließlich würden ja bei jedem Öffnen der Balkontür neue kleine Staubmonster in die Woh­nung dringen. Oder aber wenn ich die Fenster putzte und er mir riet, diese Arbeit doch dem nächsten Regenguss zu überlassen: Der würde den Schmutz ohne großen Aufwand wegputzen. Ich glaube, …

DCF 1.0

…die unter­schiedliche Einstellung zur Hausarbeit mag auch daher rühren, dass ich jede Menge schwäbischer Putzgene besitze, mein Mann dage­gen gar keine. Das Wort »putzen« kam ihm normaler­weise erst in den Sinn, wenn die Stauballergie heftige Nies­anfälle bei ihm auslöste. So war das bislang – bis zu jenem Tag, als ein lädiertes Knie mich in eine Art Putzruhestand zwang. Heldenhaft verkündete mein Mann, dass er ab sofort natürlich die komplette Hausarbeit übernehmen würde. Da man guten Willen immer belohnen muss – besonders wenn es um Männer und Haushalt geht – behielt ich meine leisen Zweifel für mich und harrte der Dinge, die da kommen würden. Und siehe da: Es lief – wenn auch anders als bisher. Zuerst wurde ich Zeuge davon, dass Männer tatsächlich eine Spülma­schine ein- und ausräumen können. Zwar brauchte ich jetzt viel mehr Zeit, um anschließend meine Küchenutensilien zu finden, weil bei­spielsweise die Espressotassen plötzlich im Gewürzregal standen, aber egal. Ich passte mich an und staunte. Auch darüber, dass einmal pro Woche der Staubsauger zum Einsatz kam.

Gelegentlich vergaß er zwar dabei das eine oder andere Zimmer. Das bemerkte ich dann, wenn hin und wieder kleine Wollmäuse meinen Weg durch die Wohnung kreuzten. Meinen Mann störten sie nicht weiter, er kickte sie einfach mit dem Hausschuh un­ters nächste Regal – oder unter den Teppich. Seither hat der Spruch »etwas unter den Teppich kehren« für mich eine ganz neue Bedeu­tung be­kommen… Nur mit dem Staubwischen hatte mein frisch gebackener Haus­mann so seine Probleme: Feuchte oder trockene Staubtücher schienen ihm ein Graus zu sein. Ich dagegen habe es ganz gern, wenn ich die Farbe meiner Möbel noch erkennen kann und schwarz la­ckier­te Regale nicht aussehen, als wären sie unter einem Blüten­staub­regen begraben. Aber ich lernte, darüber hinwegzu­sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Mann hatte nämlich auch hierfür eine patente Idee: Ich sollte einfach in der Wohnung die Brille abnehmen. Tatsächlich! Im Weichzeichner-Nebel meiner Kurz­sichtigkeit schien mir die Wohnung plötzlich richtig proper auszusehen.

Am Wochenende nun hat mein Putzmann die letzte Bastion gestürmt: Er hat Wäsche gewaschen und den Trockner gefüllt. Bisher war das Waschen mein Hoheitsgebiet, das ich auf keinen Fall ihm überlassen wollte. Aber zwanzig Treppen runter zur Waschküche und zwanzig Treppen wieder hoch – da spielte mein Knie nicht mit. So sortierte ich sorgfältig die gesamte angesammelte Wäsche vor und erklärte meinem Liebsten, welche vier Waschprogramme ich dafür wählen würde. Er hörte sich alles geduldig an, gespeichert hat er aber vermutlich nur das letzte Programm »60 Grad-Wäsche«. Männer können sich ja nicht so viele Dinge gleichzeitig merken. Das hätte ich bedenken müssen. Nun gut. Als ich am Samstag Nachmittag vorsichtig nachfragte, ob er denn die vier Wäschen schon erledigt hätte, meinte er locker: »Ja klar, alles fertig.«

Das wunderte mich nun doch ein wenig. Neugierig geworden wagte ich den Gang in den Keller. Dort blieb mein Herz stehen: Durch das Bullauge der Waschma­schine konnte ich deutlich sehen, dass sich in der 60 Grad-Wäsche alles tummelte – von den feinen 30 Grad-Blusen über Pullover bis zur Bettwäsche: dunkel, bunt und hell, alles fröhlich durcheinander. Zumindest beruhigte es mich, dass ich die Farben noch er­kennen konnte und das Sammelsurium da drin nicht aussah wie vom graubraunen Gilb überzogen. Mein Mann hatte nämlich zum Glück nicht nur ein Farbfängertuch, sondern gleich mehrere davon in die Waschtrommel gestopft. So blieb die erwartete Verfärbungskata­strophe aus.

Doch wenige Minuten später blieb mein Herz erneut stehen, als ich in den Trockner blickte: Dort drehten sich im »Sehr trocken«-Pro­gramm neben Handtüchern auch empfindliche Wäschestücke wie mein neuer Spitzen-BH. Wie durch ein Wunder haben die meisten Kleider die Wasch- und Trockenorgie überstanden. Zwar sind ein paar T-Shirts und Pullover auf Puppenkleidergröße ge­schrumpft, aber dies nehme ich einfach als Anreiz für eine Diät.

Und wissen Sie, was? So ein Putzentzug hat auch viele positive Seiten. Mein Mann weiß jetzt, dass sich Hausarbeit nicht von allein erledigt. Und ich weiß, dass der Himmel nicht ein­stürzt, wenn nicht alles so piccobello ist, wie es eine schwäbische Hausfrau gewohnt ist. Aber eines will ich Ihnen jetzt noch verraten: Sobald ich wieder richtig laufen kann, stürze ich mich in Gesellschaft von Wisch- und Staub­mopp in eine riesengroße Putzorgie… 😉

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